Nautik
Als Nautische*r Offiziersassistent*in, abgekürzt NOA, gehörst Du zur Besatzung eines Schiffes. Du wirst vorwiegend auf der Brücke zur Navigation des Schiffes eingesetzt, hast aber auch weitere vielseitige Aufgaben auszuführen. Du wirst beispielsweise mit dem Planen und Durchführen von Sicherheitsübungen vertraut gemacht, assistierst bei der Überwachung der Ladevorgänge, beim An- und Ablegen des Schiffes und lernst alle Grundlagen der Arbeit an Deck und in der Maschine kennen.
Mit Deiner praktischen Ausbildung und Seefahrtzeit kannst Du nach einem Nautik- Studium Nautische*r Wachoffizier*in werden.
Bord-Alltag
Arbeits- und Ruhezeiten
Die Arbeit ist an Bord im Wachsystem organisiert, das heißt Arbeit und Freizeit wechseln sich regelmäßig ab. Da Du die Offiziere bei ihrer Arbeit im Wachsystem begleitest, kann die Arbeitszeit an Bord sich mit dem Aufgabenbereich ändern. 8 Stunden Arbeitszeit in 24 Stunden sind dabei Standard, unter Umständen werden es aber auch mal mehr. An Bord wird in sogenannten Wachen gearbeitet, häufig im 2- oder 3-Wachen-System (4 Stunden Wache, dann 8 Stunden Freiwache oder 6 Stunden Wache und dann 6 Stunden Freiwache) und das auch an Sonn- und Feiertagen. Damit die Arbeitszeiten nicht zu lang werden, gibt es international vorgeschriebene Regeln für die Mindestruhezeiten.
Fremde Kulturen | Zusammenleben an Bord
Während Deiner praktischen Seefahrtzeit bilden Dich Offizier*innen aus.
Du wirst vorwiegend auf der Brücke eingesetzt, lernst aber auch die Grundlagen der Arbeit an Deck und in der Maschine kennen.
Auf vielen Schiffen gibt es unterschiedliche Nationalitäten an Bord. Kommuniziert wird deshalb meistens in englischer Sprache. Keine Sorge, hier ist keine Perfektion gefragt.
Du hast zwar in der Regel Deine eigene Kammer (so nennt man ein Zimmer auf einem Schiff) mit Nasszelle, aber das Zusammenleben erfordert natürlich trotzdem eine gewisse Rücksichtnahme und Toleranz. In deiner freien Zeit kannst Du Dich auf Deine Kammer zurückziehen und beispielsweise Filme schauen. Oder aber du suchst Gesellschaft und kannst mit den anderen Crew-Mitglieder kickern, musizieren oder in gemeinsamen Gesprächen einen Einblick in die Kultur der anderen erhalten.
Landgang | Urlaub
Du hast natürlich auch Freizeit an Bord, gern "Freiwache" genannt. In dieser Zeit kannst Du Dich in den Bordeinrichtungen entspannen und Dich allein oder mit anderen Crew-Mitgliedern nach Lust und Laune beschäftigen. Mittlerweile wird auch ein Internet-Zugang an Bord immer häufiger zur Verfügung gestellt. Davon abgesehen gibt es in Küstennähe aber fast immer über das Smartphone einen Zugang zum Netz.
In vielen Häfen gibt es auch die Möglichkeit zum Landgang. Dies bietet die Möglichkeit, tolle Eindrücke verschiedener Länder und Kulturen zu gewinnen.
Natürlich hast Du auch einen Anspruch auf Urlaub. Du bekommst den gesetzlichen Mindesturlaub (2,5 Tage pro Monat) + einen Freizeitausgleich dafür, dass Du auch an Wochenenden und Feiertagen an Bord bist. Wieviel genau das ist, steht in Deinem Heuervertrag.
Essen und Trinken
Ein guter Koch ist mit das Wichtigste an Bord. Verpflegungstechnisch gibt es immer ein Rund-um-Sorglospaket. Frühstück, Coffee-Time, Mittag, Coffee-Time, Abendessen. Getränke stehen rund um die Uhr zur Verfügung. Snacks gibt es im Bordkiosk zu kaufen. Zu besonderen Gelegenheiten gibt es auch mal frisch geangelten Fisch, ein Spanferkel oder ein Barbecue. Unterkunft und Verpflegung sind natürlich frei.
Gehalt
Als Nautische*r Offiziersassistent*in (NOA) bekommst Du normalerweise mindestens 850 € im Monat, nach Heuertarifvertrag (HTV-See 2020) sogar 1346 €.
Die Ausbildung als Praxissemesterstudent*in, die nach den gleichen Richtlinien durchgeführt, aber nicht staatlich gefördert wird, ist in der Regel nicht vergütet.
Als Nautische*r Wachoffizier*in erhält man nach HTV-See im 1. Jahr 4.758 Euro. Mit ausreichend beruflicher Erfahrung und Seefahrtzeit kannst Du Erste*r Nautische*r Offizier*in (5.753 Euro) oder Kapitän*in werden (7.102 Euro).
Reedereien müssen aber nicht nach HTV See zahlen und haben teilweise ihre eigenen Haustarife, die auch abhängig von Einsatzort, Schiffstyp und Fahrtzeit sein können.
Mindestalter
Du musst mindestens 16 Jahre alt sein, um zur See fahren zu können. Für die Ausbildungsbescheinigung als Offiziersassistent*in benötigst Du im Regelfall aber eine Hochschulzugangsberechtigung, bist also entsprechend meist schon etwas älter.
Gesundheit
Die Arbeit an Bord fordert grundsätzlich eine gute körperliche Gesundheit, die durch eine Untersuchung beim Arzt nachgewiesen werden muss. Für die Ausbildung ist ein Nachweis über die Seediensttauglichkeit im Decksdienst erforderlich.
Schulabschluss
Für die Ausbildung als Nautische*r Offiziersassistent*in benötigst du die Hochschulreife, Fachhochschulreife oder einen Abschluss der Berufsfachschule zum Schiffsbetriebstechnischen Assistenten.
Optimal ist es, wenn Du in der Schule gut in den Fächern Mathe, Englisch und Physik bist.
Ablauf der Ausbildung
Als Nautische*r Offiziersassistent*in musst Du ein Jahr in Vollzeit zur See fahren.
An Bord übernimmst Du nach und nach alle Aufgaben, die Dich auch im späteren Berufsleben erwarten. Natürlich müssen die 12 Monate praktische Ausbildung und Seefahrtzeit nicht am Stück absolviert werden. Während der gesamten Zeit führst Du ein Berichtsheft, das sogenannte Training Record Book (TRB).
Neben der klassischen NOA-Ausbildung gibt es auch andere Wege zum nautischen Patent:
- Schiffsmechanikerausbildung und anschließende Fachschule
- Praxissemester vor und während des Studiums
- Ausbildung als Schiffsbetriebstechnische*r Assistent*in und NOA-Zeit, anschließend Fachschule
Die Ausbildungsbescheinigung und noch mehr Info-Material kannst Du völlig kostenfrei hier beantragen.
Ausbildungsinhalte
Du lernst den sicheren Umgang mit Seekarten, der eine Grundlage der Navigation ist. Dazu gehören auch Einträge in das Logbuch, die Beobachtung der Wetterlage und die Anpassung einer geplanten Route an die tatsächlichen Gegebenheiten. Sicherheit an Bord ist wichtig, daher assistierst Du auch bei Sicherheitsübungen, der Wartung von Rettungsmitteln und lernst Maßnahmen im Brandfall und bei Unfällen oder Krankheiten an Bord kennen.
Teil Deiner Ausbildung sind auch die Manöver beim An- und Ablegen sowie beim Ankern. Auch die verschiedenen Schiffstypen und der Besonderheiten bei der Planung, Durchführung und Überwachung des Be- und Entladens lernst Du kennen.
Ohne Verantwortungsgefühl und der Fähigkeit, im Team zu arbeiten, geht gar nichts an Bord.
Eine Uniform wird nur noch selten getragen, Deine Arbeitskleidung muss aber den Sicherheitsanforderungen der verschiedenen Aufgaben entsprechen.
Es war unglaublich spannend, das erste Mal das Schiff selbst auf der Nock zu steuern, die Manöverstation zu leiten oder bei Arbeiten an der Hauptmaschine mitzuhelfen.Ole Feldtmann Zum Blogprofil