Lea Seiffart
Alter:
25 Jahre
Ausbildungsjahr:
Ich habe bereits 14 Monate Fahrtzeit als TOA abgeschlossen und befinde mich damit im 2. Ausbildungsjahr.
Karriereziel | Wie stellst du dir deine Zukunft vor?
Mein Ziel ist es, nach der Ausbildung mein Patent als Technische Wachoffizierin (TWO) zu beantragen und dann als 3. Ingenieurin weiter zur See zu fahren. Zukünftig möchte ich mein Patent ausfahren und Leitende Ingenieurin werden.
Ausbildungsstelle, Ausbildungssort (Unternehmen, Schiff und Schule):
Mein SBT-Studium habe ich an der Hochschule Bremerhaven absolviert. Meine Fahrtzeit als TOA mache ich bei der Reederei Briese Schiffahrt in Leer, sowohl auf Frachtschiffen (wie z.B. auf Containerschiffen, General Cargo und Bulkern) als auch in der Forschungsschifffahrt auf den Schiffen „Meteor“ und „Sonne“.
Was hat Dich dazu bewegt, diesen Beruf zu wählen?
Ich habe nach dem Abitur eine Ausbildung zur Schifffahrtskauffrau bei der Reederei Briese angefangen. Dabei habe ich relativ schnell bemerkt, dass mir die Arbeit im Büro nicht so viel Spaß macht, sondern dass ich eher etwas praktisches bzw. handwerkliches machen möchte. Nach Rücksprache mit meiner damaligen Personalchefin, konnte ich in die Werkstatt der Reederei wechseln und habe mit den Technikern Hauptmaschinenüberholungen und Reparaturen an Bord der Frachtschiffe durchgeführt. Während dieser Zeit habe ich festgestellt, dass mir die Arbeit auf einem Schiff sehr gut gefällt und ich gerne in der Maschine arbeiten und zur See fahren möchte. Trotzdem habe ich meine damalige Ausbildung im Büro erfolgreich beendet und bin danach das erste Mal als Besatzungsmitglied an Bord gewesen.
Was gefällt Dir besonders gut an Deinem Beruf?
Besonders gefällt mir die Vielseitigkeit des Berufs. An Bord müssen so viele Dinge gleichzeitig erledigt und abgearbeitet werden und man sollte Kenntnisse in vielen Bereichen aufweisen, wie z.B. Verbrennungsmotoren, Elektrische Maschinen, Kältetechnik, Dampftechnik und Automatisierungs- und Regelungstechnik. Darüber hinaus gibt es viele weitere Schiffstechnische Anlagen, wie die Abwasseraufbereitung, die Separatoren die Ruderanlagen, Fahrantriebe und die Trinkwasserproduktion, um die sich ebenfalls gekümmert werden muss. Neben der Vielseitigkeit gefällt mir auch das Reisen und das Kennenlernen vieler neuer Leute sehr, was mit dem Arbeiten an Bord einhergeht.
Wie sieht Dein Arbeitstag an Bord aus? Was sind Deine Aufgaben?
Da ich als TOA fahre, gehe ich entweder Tages- oder Nachtwache. Das Schichtsystem wechseln wir monatsweise. Zu meinen Aufgaben gehören dann das Instandhalten und Reparieren von schiffstechnischen Anlagen, wie beispielsweise Pumpen, Ruderanlagen, Kompressoren, Separatoren, Dieselmotoren oder auch Rettungsbooten. Mein Arbeitsbereich ist also sehr vielseitig.
Wenn Du auf See bist, wie lange bist Du dann etwa unterwegs?
Ich bin immer in den Semesterferien an Bord gewesen, da betrugen die Fahrtzeiten so ca. 2-3 Monate. Mein Praxissemester letztes Jahr habe ich 6 Wochen auf einem Containerschiff und anschließend 4,5 Monate auf einem Forschungsschiff verbracht. Nun werde ich für 4 Monate auf der „Sonne“ sein. In Zukunft werden die Verträge ca. 3 Monate umfassen.
Welche Sprachen sprichst Du in deinem Job und wie schnell hast Du dich daran gewöhnt, in fremden Sprachen zu kommunizieren?
In meinem Job spreche ich auf den Forschungsschiffen deutsch mit der Besatzung und englisch mit den Wissenschaftlern. Auf den Frachtern war die Bordsprache englisch oder sogar ab und zu russisch, weswegen ich auch vor einiger Zeit angefangen habe, diese Sprache zu lernen. Darüber hinaus spreche ich fließend französisch und lerne gerade spanisch. Wie man bemerkt, mag ich Fremdsprachen sehr - deswegen habe ich keine Probleme mit der Kommunikation.
Was machst Du in deiner Freizeit an Bord?
An Bord gibt es mehrere Möglichkeiten seine Freizeit zu verbringen: Hauptsächlich gehe ich ins Fitnessstudio oder in die Sauna. Oft werden auch Kinoabende organisiert oder es wird gemütlich zusammengesessen. Ich bin gerne unter Menschen und genieße deswegen die gemeinsamen Abende an Bord sehr.
Was machst Du, wenn Du unterwegs bist und Heimweh bekommst?
Bei Heimweh hilft mir das Telefonieren oder Facetimen mit meinem Freund, meiner Familie und meinen Freunden zuhause. Ich finde es wichtig, auch trotzdem was von deren Leben mitzubekommen und ein Teil davon zu sein, auch wenn ich nicht anwesend sein kann. Ich versuche das Heimweh in eine Art Vorfreude auf Zuhause umzuwandeln.
Wie ist es so beengt auf einem Schiff zu leben?
Das Wort „beengt“ klingt meiner Meinung nach in diesem Zusammenhang zu negativ. Es stimmt schon, dass die Privatsphäre an Bord im Vergleich zu dem Leben Zuhause eingeschränkt ist, da man für sich privat nur eine kleine Kammer nutzen kann. Allerdings hat man meiner Meinung nach genügend Freiräume hier, um das zu tun was einem Spaß macht oder Hobbies nachzugehen. Es kommt immer darauf an, was man aus der Situation macht.
Wie viel Zeit verbringst Du in der Schule und was lernst Du dort, was Du an Bord umsetzen kannst?
Die letzten 4 Jahre habe ich an der Hochschule Bremerhaven studiert und somit immer ca. 5 Monate an Land und dann 2-3 Monate an Bord verbracht. Die Kombination hat mir sehr gut gefallen, da so das in der Theorie erlernte Wissen direkt in der Praxis umgesetzt werden konnte. Im Prinzip habe ich bereits einiges aus dem Aufbaustudium an Bord umsetzen können.
Gibt es ein Erlebnis in Deiner Ausbildung, das für Dich besonders prägend oder schön war? Besonders prägend war für mich ein Einsatz auf einem Frachtschiff, bei dem wir ein Feuer im Maschinenraum hatten. Der Turbolader fing 8 Stunden nach einer Überholung unkontrolliert an zu brennen und wir haben sehr lange für die Brandbekämpfung gebraucht. Dieses Erlebnis und die anschließende Reparaturzeit in der Werft waren sehr prägend für mich, aber auch sehr lehrreich.